Andreas Stoch im Austausch mit der EUTB und AG Inklusion Heidenheim

Wohin können sich Menschen mit Behinderung und deren Angehörige mit ihren Fragen wenden? Hier im Kreis gibt es dafür die EUTB, die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung im Gewerkschaftshaus in der Bergstraße 8. Der Heidenheimer SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Stoch traf sich dort zum Austausch mit den EUTB-Beratern Stephan Seybold und Amely Holz sowie Stefanie Ostertag, Geschäftsführerin vom Trägerverein Arbeitsgemeinschaft Inklusion, Gemeinsam leben – gemeinsam lernen Heidenheim e.V. und dessen pädagogischer Fachleitung Ute Jenning.

Das Thema Inklusion ist Andreas Stoch ein Herzensanliegen. Schließlich hat er sie 2015 als damaliger Kultusminister im Schulgesetz festgeschrieben. „Inklusion ist nicht verhandelbar“, so Stoch. „Sondersysteme, die Menschen mit Behinderungen ausschließen, sind nicht vereinbar mit der UN-Menschenrechtskonvention.“ Wie es inzwischen klappt mit der Umsetzung will der Politiker wissen, wie Inklusion in die Köpfe und in die Strukturen komme. Einig ist man sich, dass hier vor allem die Personalfrage entscheidend ist. „Wir brauchen neben mehr Fachpersonal und Studienplätzen vor allem auch Assistenzsysteme und multiprofessionelle Teams in den Einrichtungen, die die Pädagogen unterstützen“, fordert Stoch, denn ohne entsprechende Ressourcen könne Inklusion schnell zum Reizthema werden. Kritisch sieht der Sozialdemokrat insbesondere, dass das CDU-geführte Kultusministerium in der vergangenen Legislaturperiode eine Entwicklung zurück zum selektiven Bildungssystem angestrebt und damit die Inklusion nahezu zum Stillstand gebracht habe. Die SPD-Landtagsfraktion fordere in einem Positionspapier, diesen Stillstand endlich zu überwinden.

Im Kreis könne man feststellen, dass zunehmend mehr Kinder inklusiv beschult werden oder in inklusive Kitas gehen. „Es könnten aber weitaus mehr sein, wenn man das Personal hätte, berichtet Ute Jenning. „Die Warteliste für Assistenzen oder Schulbegleitungen ist lang.“ Mit vielen Einrichtungen arbeite man inzwischen gut zusammen. Es sei aber immer noch viel Arbeit nötig, denn die Nachfrage nach inklusiven Angeboten sei höher denn je, bestätigt Stefanie Ostertag. Hier gebe es bereits Veränderungen in der Gesellschaft und gerade in Kitas und Grundschulen finde ein Umdenken statt. Das werde zukünftig auch verstärkt an den weiterführenden Schulen ankommen, ist sich Stephan Seybold sicher.

Doch die EUTB berate nicht nur Familien mit Kindern, erklärt Amely Holz, sondern sieht sich als „Allround“-Anlaufstelle für alle Menschen, die von Behinderungen betroffen oder bedroht sind, sowie deren Angehörige. „Wie finden diese Leute Sie?“, will Stoch wissen. Denn es sei für ihre Legitimierung wichtig, dass die Beratungsstelle angenommen wird und das umfangreiche Fach- und Erfahrungswissen zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes auch angewandt werden kann. Sowohl die Verwaltungen als auch karitative Träger vermittelten hier und die EUTB selbst leiste intensive Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, so Holz.

Derzeit streben die EUTBs in Baden-Württemberg ein landesweites Schulungs- und Vernetzungssystem an, berichtet Stephan Seybold. Bisher gebe es eher einen personell und thematisch losen Zusammenschluss. „Mit einer Landesarbeitsgruppe oder Geschäftsstelle EUTB Baden-Württemberg könnten wir uns landesweit besser vernetzen und unser Wissen und unsere Erfahrungen zentral bündeln, systematisch sammeln und aufbereiten und gezielt weitergeben“, so Seybold. Die Landesregierung habe das im Koalitionsvertrag „Jetzt für morgen“ zwar festgeschrieben, aber ob die Finanzierung im kommenden Doppelhaushalt aufgenommen wird, sei nicht zuletzt wegen Corona und dem Ukraine-Krieg fraglich. Andreas Stoch verspricht seine volle Unterstützung: „Mit fünf Milliarden Euro Haushaltsüberschuss im vergangenen Jahr verfügt das Land durchaus über Mittel für derartige sinnvolle neue Projekte. Wann, wenn nicht endlich jetzt für morgen?“

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